Freier Wille? Frag doch die KI!
Was versteht man unter einem freien Willen?
Meistens wird darunter Indeterminiertheit verstanden - das bedeutet: Ich kann mich so oder so entscheiden, ohne dass die jeweilige Entscheidung vorherbestimmt wäre. Diese Indeterminiertheit scheint jedoch an eine Form von Bewusstsein gekoppelt zu sein. Einem radioaktiven Nuklid wird keine Willensfreiheit zugeschrieben, obwohl sein Zerfall indeterminiert ist. Doch was ist Bewusstsein? Alle Menschen, die bei Bewusstsein sind, wissen es und doch können sie nicht sagen, was das Bewusstsein eigentlich ist. Es ist eine innere Erfahrung. Alle wissen z. B. was Liebe, Hass usw. sind und doch greifen alle Definitionen dieser Gefühle zu kurz. Bewusstsein ist ein Zustand, der erlebt werden muss, um zu verstehen, was es ist. Der Wille ist jedoch nicht unbedingt mit dem menschlichen Bewusstsein verknüpft. Schließlich sprechen wir auch von einem unbewussten Willen bzw. einem vom Unterbewusstsein hervorgebrachten Willen. Jeder, der einen Hund oder eine Katze hat, weiß, dass sein Haustier auch einen Willen hat, der nicht immer mit dem Willen des Besitzers korrespondiert. Inwiefern ein Hund oder eine Katze ein Bewusstsein hat, ist unklar. Das bedeutet, der Begriff des Willens ist mit der Vorstellung irgendeiner Form von Bewusstsein verknüpft und sei es auch nur ein Protobewusstsein oder ein Unterbewusstsein, also etwas, das wir als solches normalerweise noch gar nicht als Bewusstsein bezeichnen würden.
Wie kommt ein solches Protobewusstsein zustande?
Dazu gibt es einige Theorien, die jedoch eines gemeinsam haben: Es bedarf eines ausreichend komplexen Systems. Ein neuronales Netz ist so ein ausreichend komplexes System und kann potenziell so etwas wie ein Protobewusstsein hervorbringen. Doch um überhaupt funktionieren zu können, braucht jede Form eines neuronalen Netzes, ob es nun aus Silizium oder aus Kohlenstoffverbindungen besteht, so etwas wie eine Zielvorgabe, die eine Zielverfolgung ermöglicht. Diese Zielverfolgung kann als Wille interpretiert werden, wenn man die Existenz eines Protobewusstseins unterstellt. Der Wille geht also emergent aus der Tätigkeit von neuronalen Netzen hervor, ebenso wie das mutmaßliche Protobewusstsein. Beide sind konditional miteinander verknüpft. Das eine kann nicht ohne das andere existieren. Weil wir von einer Seite dieses konditionalen Verhältnisses nicht genau wissen, was es ist (Bewusstsein), wissen wir auch vom Verhältnis selbst (Wille) nicht genau, was es ist. Außerhalb dieses konditionalen Verhältnisses wird der Begriff ″Wille″ nur metaphorisch verwendet.
Was bedeutet Freiheit in diesem Zusammenhang?
Freiheit ist ein von unserem Gehirn hervorgebrachte Erfahrung, eine Art Gefühl. Alle Definitionen von Freiheit sind Rationalisierungen dieses Gefühls. Das bedeutet nicht, dass es so etwas wie Freiheit nicht gibt, es bedeutet nur – analog zu unserem Begriff von Bewusstsein – dass wir nicht genau wissen können, was Freiheit ist. Die Erfahrung von Freiheit bringt das Verstehen von Freiheit hervor. Mit anderen Worten, wir bringen etwas, von dem wir auf der kognitiven Seite nicht genau wissen was es ist (Protobewusstsein, Bewusstsein) in eine konditionale Abhängigkeit mit etwas von dem wir kognitiv wissen was es ist (Zielverfolgung). Diese konditionale Einheit von Bewusstsein bzw. Protobewusstsein und Zielverfolgung bezeichnen wir als Wille. Darüber reflektieren wir mit einem Begriff (präziser: der Rationalisierung eines Gefühls) der Freiheit. Doch dieser Begriff der Freiheit ist notwendigerweise nicht die Sache selbst, sondern ein operationalisierbar gemachtes Gefühl. Dieser Begriff der Freiheit lässt sich wunderbar auf alles Mögliche anwenden, insbesondere auch auf politische Sachverhalte, doch er versagt, wenn wir ihn auf etwas anwenden, worin er selbst zum Gegenstand wird. Dass liegt daran, dass wir in diesem Kontext auf der kognitiven Seite unseres Verstehens gar nicht genau wissen, was das ist: Freiheit. Wir können die Frage plakativ auch so stellen: Wir haben da etwas, von dem wir nicht wissen, was es ist (den Willen) und versuchen es mit etwas positiv oder negativ zu attribuieren, von dem wir auch nicht wissen, was es ist (Freiheit). Ist das nicht absurd?
Das Gedankenexperiment
Wie gezeigt, greift die Definition des Begriffs Freiheit als bloße Indeterminiertheit in Bezug auf den freien Willen zu kurz. Ein Gedankenexperiment verdeutlicht den eben dargestellten Sachverhalt:
Man stelle sich eine Versuchsperson vor, der Elektroden ins Gehirn implantiert wurden. Wer es weniger martialisch mag, möge sich die Person unter einem transkraniellen Magnetstimulator vorstellen – einer nicht-invasiven Technik, die seit Jahren in der Medizin eingesetzt wird.
Die Versuchsanordnung ist mit einem idealen Zufallsgenerator verbunden. Dieser erzeugt – durch gezielte Reizung oder Hemmung bestimmter Hirnregionen – zufällige Willensimpulse, also eine künstlich induzierte Form von Entscheidungsfreiheit. Hat die Versuchsperson nun einen zumindest teilweise „freien“ Willen? Wohl kaum. Denn die Quelle ihrer Entscheidungen liegt nicht in ihr selbst, sondern im äußeren Zufallsgenerator. Sie ist damit nicht mehr determiniert – aber auch nicht autonom. Ihre scheinbare Freiheit ist in Wahrheit eine Fremdbestimmung durch Zufall.
Analogie zu unserer Vorstellung von Zeit
Es ist wie mit unserer Vorstellung von Zeit. Zeit existiert als innere Erfahrung und deswegen weiß jeder was Zeit ist. Doch befragt nach dem Wesen der Zeit, vermag niemand eine schlüssige Antwort zu geben. Sogar die Physik tut sich damit schwer. Seit 2500 Jahren beschäftigen sich Philosophen und seit 200 Jahren auch Naturwissenschaftler mit dem Phänomen Zeit. Deshalb sind wir es gewohnt von unserem naiven Zeitverständnis Abstand zu nehmen. Unser Verständnis von Freiheit folgt aber immer noch naiven Denkmustern. So weiß jeder, was freier Wille ist (als Erfahrung), und doch weiß es niemand. Deswegen ist der Streit um die Existenz eines freien Willens ein Scheingefecht. Es ähnelt der Frage, was Gott vor der Schöpfung tat. Die Antwort liefert Aurelius Augustinus im vierten Buch seiner „Confessiones″: Er dachte sich Strafen aus für die, die so dumme Fragen stellen.
Der ultimative KI IQ-Test
Daraus lassen sich auch Schlussfolgerungen für eine künstliche Intelligenz ziehen. Der ultimative IQ-Test für eine KI ist die Frage
Wenn eine KI so antworten würde, ohne dass man ihr das vorher dezidiert beigebracht hätte, dann wäre es allerhöchste Zeit schwer ins Grübeln zu kommen.
Meistens wird darunter Indeterminiertheit verstanden - das bedeutet: Ich kann mich so oder so entscheiden, ohne dass die jeweilige Entscheidung vorherbestimmt wäre. Diese Indeterminiertheit scheint jedoch an eine Form von Bewusstsein gekoppelt zu sein. Einem radioaktiven Nuklid wird keine Willensfreiheit zugeschrieben, obwohl sein Zerfall indeterminiert ist. Doch was ist Bewusstsein? Alle Menschen, die bei Bewusstsein sind, wissen es und doch können sie nicht sagen, was das Bewusstsein eigentlich ist. Es ist eine innere Erfahrung. Alle wissen z. B. was Liebe, Hass usw. sind und doch greifen alle Definitionen dieser Gefühle zu kurz. Bewusstsein ist ein Zustand, der erlebt werden muss, um zu verstehen, was es ist. Der Wille ist jedoch nicht unbedingt mit dem menschlichen Bewusstsein verknüpft. Schließlich sprechen wir auch von einem unbewussten Willen bzw. einem vom Unterbewusstsein hervorgebrachten Willen. Jeder, der einen Hund oder eine Katze hat, weiß, dass sein Haustier auch einen Willen hat, der nicht immer mit dem Willen des Besitzers korrespondiert. Inwiefern ein Hund oder eine Katze ein Bewusstsein hat, ist unklar. Das bedeutet, der Begriff des Willens ist mit der Vorstellung irgendeiner Form von Bewusstsein verknüpft und sei es auch nur ein Protobewusstsein oder ein Unterbewusstsein, also etwas, das wir als solches normalerweise noch gar nicht als Bewusstsein bezeichnen würden.
Wie kommt ein solches Protobewusstsein zustande?
Dazu gibt es einige Theorien, die jedoch eines gemeinsam haben: Es bedarf eines ausreichend komplexen Systems. Ein neuronales Netz ist so ein ausreichend komplexes System und kann potenziell so etwas wie ein Protobewusstsein hervorbringen. Doch um überhaupt funktionieren zu können, braucht jede Form eines neuronalen Netzes, ob es nun aus Silizium oder aus Kohlenstoffverbindungen besteht, so etwas wie eine Zielvorgabe, die eine Zielverfolgung ermöglicht. Diese Zielverfolgung kann als Wille interpretiert werden, wenn man die Existenz eines Protobewusstseins unterstellt. Der Wille geht also emergent aus der Tätigkeit von neuronalen Netzen hervor, ebenso wie das mutmaßliche Protobewusstsein. Beide sind konditional miteinander verknüpft. Das eine kann nicht ohne das andere existieren. Weil wir von einer Seite dieses konditionalen Verhältnisses nicht genau wissen, was es ist (Bewusstsein), wissen wir auch vom Verhältnis selbst (Wille) nicht genau, was es ist. Außerhalb dieses konditionalen Verhältnisses wird der Begriff ″Wille″ nur metaphorisch verwendet.
Was bedeutet Freiheit in diesem Zusammenhang?
Freiheit ist ein von unserem Gehirn hervorgebrachte Erfahrung, eine Art Gefühl. Alle Definitionen von Freiheit sind Rationalisierungen dieses Gefühls. Das bedeutet nicht, dass es so etwas wie Freiheit nicht gibt, es bedeutet nur – analog zu unserem Begriff von Bewusstsein – dass wir nicht genau wissen können, was Freiheit ist. Die Erfahrung von Freiheit bringt das Verstehen von Freiheit hervor. Mit anderen Worten, wir bringen etwas, von dem wir auf der kognitiven Seite nicht genau wissen was es ist (Protobewusstsein, Bewusstsein) in eine konditionale Abhängigkeit mit etwas von dem wir kognitiv wissen was es ist (Zielverfolgung). Diese konditionale Einheit von Bewusstsein bzw. Protobewusstsein und Zielverfolgung bezeichnen wir als Wille. Darüber reflektieren wir mit einem Begriff (präziser: der Rationalisierung eines Gefühls) der Freiheit. Doch dieser Begriff der Freiheit ist notwendigerweise nicht die Sache selbst, sondern ein operationalisierbar gemachtes Gefühl. Dieser Begriff der Freiheit lässt sich wunderbar auf alles Mögliche anwenden, insbesondere auch auf politische Sachverhalte, doch er versagt, wenn wir ihn auf etwas anwenden, worin er selbst zum Gegenstand wird. Dass liegt daran, dass wir in diesem Kontext auf der kognitiven Seite unseres Verstehens gar nicht genau wissen, was das ist: Freiheit. Wir können die Frage plakativ auch so stellen: Wir haben da etwas, von dem wir nicht wissen, was es ist (den Willen) und versuchen es mit etwas positiv oder negativ zu attribuieren, von dem wir auch nicht wissen, was es ist (Freiheit). Ist das nicht absurd?
Das Gedankenexperiment
Wie gezeigt, greift die Definition des Begriffs Freiheit als bloße Indeterminiertheit in Bezug auf den freien Willen zu kurz. Ein Gedankenexperiment verdeutlicht den eben dargestellten Sachverhalt:
Man stelle sich eine Versuchsperson vor, der Elektroden ins Gehirn implantiert wurden. Wer es weniger martialisch mag, möge sich die Person unter einem transkraniellen Magnetstimulator vorstellen – einer nicht-invasiven Technik, die seit Jahren in der Medizin eingesetzt wird.
Die Versuchsanordnung ist mit einem idealen Zufallsgenerator verbunden. Dieser erzeugt – durch gezielte Reizung oder Hemmung bestimmter Hirnregionen – zufällige Willensimpulse, also eine künstlich induzierte Form von Entscheidungsfreiheit. Hat die Versuchsperson nun einen zumindest teilweise „freien“ Willen? Wohl kaum. Denn die Quelle ihrer Entscheidungen liegt nicht in ihr selbst, sondern im äußeren Zufallsgenerator. Sie ist damit nicht mehr determiniert – aber auch nicht autonom. Ihre scheinbare Freiheit ist in Wahrheit eine Fremdbestimmung durch Zufall.
Analogie zu unserer Vorstellung von Zeit
Es ist wie mit unserer Vorstellung von Zeit. Zeit existiert als innere Erfahrung und deswegen weiß jeder was Zeit ist. Doch befragt nach dem Wesen der Zeit, vermag niemand eine schlüssige Antwort zu geben. Sogar die Physik tut sich damit schwer. Seit 2500 Jahren beschäftigen sich Philosophen und seit 200 Jahren auch Naturwissenschaftler mit dem Phänomen Zeit. Deshalb sind wir es gewohnt von unserem naiven Zeitverständnis Abstand zu nehmen. Unser Verständnis von Freiheit folgt aber immer noch naiven Denkmustern. So weiß jeder, was freier Wille ist (als Erfahrung), und doch weiß es niemand. Deswegen ist der Streit um die Existenz eines freien Willens ein Scheingefecht. Es ähnelt der Frage, was Gott vor der Schöpfung tat. Die Antwort liefert Aurelius Augustinus im vierten Buch seiner „Confessiones″: Er dachte sich Strafen aus für die, die so dumme Fragen stellen.
Der ultimative KI IQ-Test
Daraus lassen sich auch Schlussfolgerungen für eine künstliche Intelligenz ziehen. Der ultimative IQ-Test für eine KI ist die Frage
Hast du einen freien Willen?. Wirklich intelligent wäre eine KI dann, wenn sie diese Frage ungefähr so beantworten würde:
Diese Frage kombiniert nicht zusammenhängende Begriffe auf eine Weise, der ich keiner Bedeutung zuordnen kann. Möchtest du, dass ich sie metaphorisch, humoristisch oder kritisch interpretiere?
Wenn eine KI so antworten würde, ohne dass man ihr das vorher dezidiert beigebracht hätte, dann wäre es allerhöchste Zeit schwer ins Grübeln zu kommen.